Mark Twain gehts wie mir: Wir müssen unsere Sachen so bringen, daß die Leute, die uns sonst hängen lassen würden, glauben, wir machen Spaß." George Bernard Shaw (1856-1950)
Kohlestift & Pastell (Pastel & Charcoal) auf Graukarton (30x20cm) |
Ach - wie hätte ich nur meine Jugend ohne Huckleberry Finn (psssst... den ich ein kleinwenig lieber mag, als Tom Saywer) überstehen sollen und wie sollte ich heute mein "Erwachsen-Sein" überleben, ohne Mark Twains witzig-bissige Satiren für, über und gegen "Erwachsene"? Zum Beispiel "Die Arglosen im Ausland" oder der köstliche "Bummel durch Europa", der sich besonders mit Deutschland beschäftigt. ;-)
"Alle reden vom Wetter. Aber keiner tut was dagegen", meinte Mark Twain und er hat verdammt noch mal recht!
Ein ganz besonders vergnüglicher Leckerbissen ist für mich ein "Tag an den Niagara-Fällen" (1869), wo Twain schon vor 144 Jahren über den Touristenrummel (oder die "Sonntagsausflügler") sehr geistreich herzieht - und es klingt erstaunlich aktuell:
"(...) Auf der kanadischen Seite fährt man dicht an dem Abgrund entlang, flankiert von Fotografen, die hinter ihren Kameras nur darauf warten, uns und unser klappriges Vehikel in ein pompöses Frontispiz zuverwandeln, mit einem Fell auf unserer altehrwürdigen Kiste, das für ein Pferd anzusehen wir angehalten sind; und im Hintergrund, klein und unbedeutend, die erhabenen Niagara-Fälle; man soll es nicht glauben, wie viele Leute die Stirn oder die Skrupellosigkeit besitzen, diese kriminellen Umtriebe billigend zu unterstützen.
Bei diesen Fotografen kann man jederzeit prächtige Bilder bewundern, mit Papa und Mama und Johnny und dem Kleinen und seinem Schwesterchen oder den Vettern vom Land, wie sie töricht lächelnd und steif in ihrem Pferdewagen posieren und in ihrer grandiosen Dämlichkeit die klein und popelig in Szene gesetzte majestätische Erscheinung überragen, eine Erscheinung, dessen dienende Geister die Regenbogen sind, dessen Stimme der Donner ist, dessen ehrfurchtgebietendes Antlitz von Wolken verhüllt wird, die hier schon herrschte, lange bevor es diesem Pulk kleinerer Reptilien vergönnt war, sich für einen kurzen Augenblick ins anonyme Gewimmel des Lebens zu stürzen, und die hier noch in Äonen herrschen wird, wenn jene sich längst wieder zu ihren Blutsverwandten, den anderen Würmern gesellt und sich mit dem Staub vermischt haben, der keine Erinnerung kennt.
Es richtet natürlich keinen Schaden an, wenn jemand die Niagara-Fälle wählt, um vor diesem Hintergrund seine völlige Bedeutungslosigkeit so recht zur Schau zu stellen, aber es gehört doch ein fast übermenschliches Maß von Selbstüberschätzung dazu, es tatsächlich zu tun (...)"Mark Twain: "Ein Tag an den Niagara-Fällen"
aus "Kannibalismus und andere Erzählungen"
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