Die englische, "rebellische Gartenfreundin", die auf ihrem ostpreussischen Gut Nassenheide (1896-1910) den "Garten ihrer Träume" anlegte (nein, eben kein "hochherrschaftlicher" Garten!) hat natürlich auch etwas über die "Gärten der Deutschen" zu sagen.
Kohlestift & Pastell - (Charcoal & Pastel) ca. 30x20cm Graukarton |
Ihre scharfsinnige Analyse fußt auf Beobachtungen, die sie vor gut 100 Jahren machte und ich - der ich zufällig auch Gartenplaner bin - finde, daß Elizabeth auch in unserer Zeit vermutlich ähnliche Schlüsse ziehen würde, denn so wesentlich viel hat sich am Los des "Deutschen Garten" - oder treffender ausgedrückt, am Verhältnis der Deutschen zum "Garten" - garnicht verändert, auch wenn "Gartenstatistiken", besonders während Gartenschauen (!) oft einen anderen Eindruck vermitteln.
Elizabeth von Arnim denkt hier nicht an einen "luxuriösen Vorzeige-Designer-Garten", sondern an einen Garten - ja es kann sogar ein "Gärtchen" sein - dessen Blumenbeete den Gartenfreund und die Gartenfreundin mit täglicher Freude erfüllt und das Alltagsleben versüßt. Dabei können gewöhnliche "Gänseblümchen" genauso viel Entzücken auslösen, wie eine Edelrose!
"(...) Wie vertraut werden mir jene Gärten, deren allmähliches Entstehen von ihren Besitzern geschildert wird, und wie glücklich wandere ich im Geist über die Pfade der besonders liebreizenden Gärten in Lancashire, Berkshire, Surrey und Kent und bewundere die herrliche Anlage der Staudenbeete und Rabatten, die reizende Details in versteckten Winkeln und all die Beweise unermüdlicher Zuneigung!
Alle Gartenbücher, die ich in Anzeigen entdecke, lasse ich sofort kommen und bin auf diese Weise in den Besitz einer Sammlung faszinierender und lehrreicher Gartenliteratur gelangt (...)
Auch durch einen oder zwei französische Gärten bin ich schon spaziert. Von einem deutschen Garten, der von seinem Besitzer über alles geliebt wurde, habe ich noch nie gehört.
Vielleicht lieben ja meine Landsleute ihre Gärten, verlieren darüber jedoch nicht viele Worte - so manches ist möglich, aber unwahrscheinlich. Und was ich bisher erlebt habe, macht mich glauben, daß es in diesem Fall so ist. Wir haben hier den üblichen reichen Mann mit wundervollen Gärten, die ohne Rücksicht auf Kosten angelegt wurden, aber diese Gärten meine ich nicht; und wir haben den Armen mit seinem armseligen Fleckchen Boden, der nie anders behandelt wurde als ein Hühnerhof oder Kartoffelacker. Der Mittelstand hingegen hastet durchs Leben so daß er weder Zeit noch Neigung dafür aufbrächte, einzuhalten und eine Rose zu pflanzen (...)
Kohlestift & Pastell auf Aquarellkarton - ca. 30x20cm (Charcoal & Pastel) |
Doch nun, abschließend, weiter mit Elizabeths Philosophien über das Leben und den Garten ...
(...) Wie froh ich bin, mich nicht beeilen zu müssen. Was für eine Vergeudung des Lebens, nur zu bekommen und auszugeben. Ich sitze hier bei meinen Maßliebchenbeeten (Gänseblümchen!), die trägen Wolken ziehen gemächlich dahin und ein klarer Tag liegt vor mir. Dieses wilde Gerangel um die heiß begehrten Groschen - ich bin erstaunt über diese Gewöhnlichkeit, die unermüdlich und ungehemmt drängt und schubst und trampelt. Und hat man die Groschen endlich - was dann? Schließlich sind es nur Groschen, unansehnliche Kupferdinger ohne ein Goldstück dazwischen, unwert der Selbsterniedrigung, des Hasses derer, die unter dir stehen und noch weniger haben, und der Überheblichkeit jener, die mehr haben und höher stehen als du. Und indem ich das begreife werde ich weise und, was noch schlimmer ist, allegorisch, und da solche Anwandlungen unbedingt unterdrückt werden müssen, gehe ich jetzt in den Garten und spiele mit den Kleinen (ihre Töchter), die dort aufgereiht in den Butterblumen (Löwenzahn) hocken und etwas singen, was sich wie ein Kuddelmuddel aus unterschiedlichen Volksliedern anhört."aus: Elizabeth von Arnim "Einsamer Sommer", 1899, Insel-Taschenbuch, 1998
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