Sonntag, 20. Januar 2013

Über Malen & Zeichnen und über das "tagebuchartige Zeichnen" '#01

 „Die kleine Palette voll reiner unvermischter Farben, voll hellster Leuchtkraft, 
 sie war mein Trost, mein Arsenal, mein Gebetbuch und meine Kanone, mit der ich nach dem Tode schoß. Mit ihr habe ich schon tausendmal Magie getrieben und den Kampf mit der blöden Wirklichkeit gewonnen.“
                                                                      Hermann Hesse, 1877-1962, Dichter & Maler


Mit diesem Post möchte ich beginnen, etwas grundsätzliches darüber zu bemerken, was das "Malen & Zeichnen" für mich persönlich bedeutet und warum ich möglichst täglich zeichne und warum ich mich entschlossen hatte, 
den Blog "Matthi's Art Journaling" zu starten.  

Frühwerk - Bleistift & Aquarell (Pencil & Watercolor)
Zunächst ist es etwas ganz wunderbares, sich "selber auszudrücken" (auch mit allen "Fehlern", dies gehört dazu!). Also nicht wieder-zukäuen, nicht "nach-zuahmen", nicht täglich nur das  "Programm Anderer" passiv und kritiklos zu konsumieren oder zu erleiden, sondern ein eigenes Programm aktiv 
zu gestalten!




Benutzt man dafür einen Zeichenstift, ein Blatt Papier und wenn's beliebt auch ein paar Farben, so ist man bereits in der Lage mit einem kleinen Budget und bei geringer Investition sein Leben aktiv zu gestalten und zu bereichern. 
Malen & Zeichnen ist durchaus etwas Meditatives. Man ist vertieft in diese Tätigkeit, währenddessen vergißt man Stress, Kummer und Sorgen, man vergißt buchstäblich sich über irgendetwas aufzuregen und dies ist wesentlich effektiver, als wenn man sich in den Flieger setzen würde, um sich - bei hoher Investition und Umweltbelastung - an einem fernen Strand in die Sonne zu legen und es ist gesünder als sich zu besaufen. Hinzu kommt noch, daß einen die "Alltagssorgen" bis in den entferntesten Erdwinkel verfolgen. Denn sie bleiben ja im Innern und liegt man passiv am Strand, haben die Sorgen - ähnlich wie ein Virus - reichlich Zeit um sich auszubreiten und zu vermehren. Da ist es also wesentlich hilfreicher zuhause zu bleiben und beim Zeichnen tatsächlich die Sorgen zu vergessen - 
zumindest solange man zeichnet. 
Malen & Zeichnen lehrt geduldig zu sein und trainiert die Ausdauer. Es schult den Blick zu unterscheiden, was wesentlich und was nebensächlich ist. Es fördert überhaupt das genaue Hin-Sehen. Es bildet das Form-und Farbgefühl und es regt die Phantasie an. Man lernt wieder sich an den "ganz kleinen Dingen" riesig zu erfreuen, z.B. indem man diese malt & zeichnet. 
Alles Fähigkeiten, die im Leben äußerst nützlich sind!

Zeichnet man also viel und regelmäßig und wenn's geht noch etwas "kompliziertes" (z.B. Portrait, Anatomie),  dann werden auch regelmäßig die "Sorgen" aktiv abgelenkt und ausgeblendet, denn in diesem Moment ist es einfach wichtiger, ob die Nase oder die Anatomie oder das Haus auf dem Hügel richtig sitzt. Mit der Zeit kann man auch durchaus erleben, daß sich die eine oder andere "Sorge" als völlig unnötig erwiesen hatte. Unterdessen haben sich aber die Malereien und Zeichnungen weiterentwickelt und verbessert, was ein Erfolgserlebnis ist - welches das Selbstbewußtsein stärkt - und somit die Lebensfreude erhöht und dies wiederum kommt der Gesundheit zugute. Denn nichts ist so bekömmlich wie neue Lebenslust und Motivation.
Also ein ganz klarer großer Gewinn - und ein Segen in unserem Burnout-geplagten "Highspeed-Zeitalter".
Dies alles gibt es fast zum Null-Tarif und es ist doch von unschätzbarem Wert!  

Somit kann ich das oben angeführte Zitat von Hermann Hesse - aus eigenem Erleben -  zu 100% bestätigen!
  
Tusche & Aquarell (Ink & Watercolor)




"Ich habe kein Talent zum Malen & Zeichnen", dies höre ich oft (die wenigsten hatten es überhaupt konsequent versucht).Tatsache ist aber, daß z.B. auch der große Mozart unendlich viel üben mußte, um virtuos Klavier oder Violine spielen zu können oder um ein großer Komponist zu werden. Oder der Maler Vincent van Gogh, er übte im stillen Kämmerlein bis zum Exzeß! Mit Talent allein kommt keiner weit. - 

Im Gegenteil: 
Wer hingebungsvoll und begeistert übt (zu den Vorteilen - siehe weiter oben!), kann auch mit weniger "Talent" recht weit kommen! 

"Ich habe keine Zeit dafür", höre ich ebenso oft. Dann stellt sich doch gleich die Frage, "wofür muß dann die ganze Zeit verwendet werden?" Dass die alleinerziehende Mutter mit vier kleinen Kindern, 4 Minijobs, Nachtschichten und Wochenenddiensten (um über die Runden zu kommen) "keine Zeit dafür"  hat, 
ist logisch - aber was ist mit der Zeit der Leute mit geregelter Arbeit- und Freizeit? 
Würde man z.B. viele passive Freizeit-Computerstunden und Fernsehabende  etc. etc. nur teilweise dem aktiven "Malen & Zeichnen" widmen, bliebe auf einmal doch recht 
 "viel Zeit dafür" übrig!     

Zu diesem Thema folgen noch weitere Posts.  Aber etwas sehr wichtiges möchte ich für heute noch anmerken:
Für viele (schöne) Tätigkeiten benötigt man Partner und - um bei dem Thema zu bleiben - viele haben gerade dann keine Zeit (keine Lust oder Interesse), wenn man selber gerade dies oder das mit Anderen gerne unternehmen würde... 
das ist doch oft so, nicht wahr? :-)

Dieser Frust erübrigt sich beim "Malen & Zeichnen" sofort, denn dafür genügen:
Du selbst, ein Stift und ein Blatt Papier!   
         

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