Sonntag, 2. September 2012

Hermann Fürst Pückler-Muskau (1785-1871) Landschaftsarchitekt & Lebenskünstler

Tusche & Aquarell im Skizzenbuch (Jackentaschenformat)
























"Alles ist Kleinlichkeit in der Welt, Titel / Orden /Luxus /; aber es sind Kleinlichkeiten, die ALLES regieren, und folglich eine fürchterliche, eine unwiderstehliche MACHT ausüben."
            Hermann Fürst Pückler-Muskau




Fürst Pückler liebte es, im Gespräch zu sein. Dafür brauchte er Orden! 
Zum Glück verfügte Pücklers Gattin Lucie über exzellente Beziehungen zum Königshaus und so befahl ihr Pückler pragmatisch: 
„Tummle Dich, und verschaffe mir wieder einmal einen oder zwei Orden.“   (Quelle)


Good Old Pückler soll mehr Liebschaften gehabt haben, als Casanova
Vom Zimmermädchen über adlige Damen aus bestem Hause, bis zur sozial-engagierten Dichterin Bettina von Arnim (geborene Brentano), soll Pückler alles vernascht haben, was nicht bei drei auf den Bäumen war - und nichts war heimlich, jeder und jede wußte wie er drauf ist und mit was frau bei Pückler rechnen darf und dies gepaart mit seinem Charme & Witz - da kamen die Damen gerne freiwillig - 
na dann und so "ganz nebenbei" traumhaft schöne Landschaftsparks gestalten, die heute zum Unesco Weltkulturerbe gehören - so ein Lebenskünstler der darf  das dann auch, denn irgendwoher muß doch die künstlerische Inspiration kommen... ;-)     




 "Erdarbeiten und Planaden muss man so viel als möglich ersparen. Die natürlichen Unebenheiten des Gartens sind in der Regel malerischer, als die Kunst mit vieler Mühe hervorbringt." 
 Hermann Pückler-Muskau - "Andeutungen über Landschaftsgärtnerei"

















GOUACHE - Auf brauner Pappe

"Kunst ist das Höchste und das Edelste im Leben, denn es ist Schaffen zum Nutzen der Menschheit. Nach Kräften habe ich dies mein langes Leben hindurch im Reiche der Natur geübt."
             Letzter Tagebucheintrag von  Hermann Fürst Pückler-Muskau



"(...) Heine dagegen nahm Pückler, wie er eben war, als "Meister, der sein Handwerk versteht", als Liberalen, 
der mal mehr nach links, dann mal mehr nach rechts tendiert, als "fashionabelsten" (elegantesten) "aller Sonderlinge", als "Diogenes zu Pferde", dem ein eleganter Groom die Laterne vorträgt, womit er einen Menschen sucht",

Heine akzeptierte auch jene Seite im MItmenschen, die die Neu-Hegelianer wie Herwegh abwertend "Vergnügling" getauft haben gemäß der Vorstellung, daß Pflicht und Grundsatztreue die einzigen Maximen des Lebens zu sein hätten. 
Da ist mit Pückler allerdings kein Staat zu machen, jedenfalls keiner, wie Hegel ihn sich vorstellt. Er verkörpert die entgegengesetzte Seite, steht Eichendorffs "Taugenichts" näher als Kleists "Prinzen von Homburg"

Pückler rutscht aus  jedem Vergleich heraus. Er ist Träumer, Utopist und doch der bessere Realist als die meisten Materialisten. Er hat seine Schwächen, ein Heiligenleben haben wir weiß Gott nicht erzählt. Aber er kennt sie und weiß sie hinzunehmen.  
Nicht vergessen worden ist der unkomplizierte Pückler, der seinen Namen für ein Eiskrem-Potpouri hergab, und der Gartengestalter (...).
Durchwandert man den langestreckten Park ("Branitz"), Hügel, Haine, Bäume, Seen, Teiche, bis hin zur Pyramide, in deren Tumulus der Schöpfer dieser durch Kunst idealisierten Gegend zu ihrem Bestandteil geworden ist, entdeckt man bald, daß zu dieser Art von Schönheit eine eigene Form von Disziplin gehört. 
Ihr hat sich auch der ungestüme Fürst unterworfen, freiwillig, selbstgewählt, ohne Zwang. Dies gilt auch für sein Leben, das zwei Dingen gegolten hat, die Bestand haben: Park und Brief.     
Aus beiden läßt sich unschwer so etwas wie Pücklers Hinterlassenschaft herauslesen. Natur muß man - zunächst wenigstens - wuchern lassen, Spielraum, Freiheit geben, was auch für den Menschen gilt. Manchmal gilt es, ein Chaos zu ertragen, auch in sich selbst, denn das Schöpferische beginnt allemal chaotisch. 
Am Ende ist von ihm mehr geblieben, als von vielen Staatsmännern, Verwaltungsreformern, Diplomaten, Generälen und Volkshelden, auf die Preußen im Laufe seiner Geschichte so stolz gewesen ist, auf die Prinzipienverfechter, die es aufgebaut und dann verloren haben. Pückler zog den Prinzipien die Freiheit vor.

Wenn sich der Abend auf Branitz niedersenkt, glaubt man ihn zu sehen in der Dämmerung, wie er, begleitet von Billy Masser und in türkischer Tracht über die Brücke mit dem Holzgitterwerk reitet, vorbei am Pergolagarten und der Büste Henriette Sontags in Richtung Hermannsberg, wo er sich im Schatten einer Fichtengruppe auflöst. 
Seine Welt gibt es nicht mehr. Sie ist vergangen. Geblieben ist sein Lebenswerk, sind Parks und Briefe. In das spätere Deutschland hat er nicht gepaßt. Den damals Unbequemen hat man unterschätzt, übersehen, vergessen, in die Sparte Eiskrem abgeschoben. 
Sollte Pückler immer noch nicht zu seinen Deutschen passen?
Unter ihnen verkörpert der aristokratische Demokrat etwas, das doch oft übersehen, unterschätzt und vergessen worden ist, obwohl es auch in Deutschland eine Traditionslinie hat: das Europäische, Kosmopolitische, das Ganz-Einfach-Menschliche.
Ein deutscher Melancholiker, der das Leben zu genießen verstand. 
Der preußische Taugenichts als Weltbürger."    

Quelle:
Heinz Ohff - Der grüne Fürst: Das abenteuerliche Leben des Hermann Pückler-Muskau


(die Hervorhebungen sind von mir)
 
 


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