GOUACHE - auf grauem Karton |
"(...) Ich wüßte schon, was ich täte, wenn ich vornehm und arm wäre. Die Vornehmheit würde ich an dem Platz verstauen, wo alle -heiten und -keiten hingehören, darunter die Nützlichkeit, die Achtbarkeit und die Blödheit, und ich würde, ganz einfach und offen arm, dasitzen mit einem Stück Brot, einem Geranientopf und einem Buch. Verzichte ich auf all diese Dinge, die man fälschlich für notwendige Attribute der Schicklichkeit hält, dann könnte ich mir vermutlich eine Geranie leisten, die ich so oft an den Fenstern von Hütten sehe, wo es sonst nichts zu sehen gibt. Jederzeit zöge ich so preiswerte Vergnügen wie denken, lesen und in den Feldern spazierengehen der fragwürdigen Befriedigung vor, zu tun und zu haben, was sich gehört (was immer nur geschieht, um die Leute zu blenden und allein deshalb schon vulgär ist). Ich glaube, ich hätte sogar genug übrig, um mir einen Rettich zum Brot zu kaufen, und bei schönem Wetter verzehrte ich ihn unter einem Baum und streute dem Rotkehlchen ein paar Krumen hin als Dank für seine Fröhlichkeit. Ob es wohl ein glücklicheres Geschöpf unter der Sonne gäbe? Sicherlich nicht (...)."
Elizabeth von Arnim "Einsamer Sommer" (1899)
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