Montag, 20. Mai 2013

Henry Miller (1891-1980) #02


„(...) Ein guter Künstler muß zudem eine Ader von Wahnsinn in sich haben, wobei mit Wahnsinn eine übermäßige Unfähigkeit zur Anpassung gemeint ist. Jemand, der sich an die verrückte Welt von heute anpassen kann, ist entweder ein Niemand oder ein Weiser. In einem Fall ist er immun gegen die Kunst, im anderen ist er jenseits von ihr (...)."  
Henry Miller (1891-1980),  amerik. Schriftsteller  
aus dem Essay:  "Malen ist lieben"  (Buch: Malen ist lieben) 


                                                                                                                                                                               
Kohlestift & Pastell (Charcoal & Pastel) auf Graukarton (30 x 20cm)

... um den "schreibenden Teufel" (so beschrieb Miller sich selber) geht es mir hier nicht, sondern vielmehr um den malenden Engel (auch so sah Miller sich ) und in der Tat hat man Sexus & Co. schnell vergessen, wenn man die verspielten, farbenfrohen und sehr oft naiv anmutenden Aquarelle von Henry Miller betrachtet, denn hier malt kein "Lustmolch" und erst recht kein "Sexist", sondern ein sehr sympathischer "großer Junge"!








Wenn ich mir die Aquarelle des Sexus-Autors anschaue, denke ich, daß man sich im Leben stets ausgiebiger für die verschiedenen Seiten von Menschen interessieren sollte. In jedem Menschen steckt meistens mehr als sein "Image", sein "Ruf" oder seine "gut-bürgerliche Fassade" verrät.
So können "engelhafte Menschen mit bestem Leumund" in Wirklichkeit die reinsten Teufel und umgekehrt können sog. "Bürgerschrecks" die sympathischten Zeitgenossen sein. 



Bleistift & Aquarell (Pencil & Watercolor) - 25x25cm



In Henry Millers Buch "Malen ist lieben" fand ich diesen berührenden Text:  

"(...) Die Biographien der Berühmten schildern uns das Leid und die Mühsal der Großen. Aber das Leid und die Mühsal der Unbekannten sind oftmals viel beredter. Die Nöte des Schicksals weben einen Mantel von unvermuteten Heroismus um diese Geringeren. Durch die blanke Kraft des Genies zu obsiegen, ist eine Sache; zu überleben und immer weiter zu schaffen, wenn einem auch die letzte Tür vor der Nase zugeschlagen wird, ist eine ganz andere. Niemand erwirbt Genie: es ist von Gott gegeben. Aber man kann Geduld erwerben, Tapferkeit, Weisheit, Verständnis. Vielleicht besteht das größte Geschenk, das die kleinen Maler uns zu bieten haben, in dieser Fähigkeit, die Bedingungen, die einem das Leben auferlegt, zu akzeptieren - mit anderen Worten: seine eigenen Beschränkungen zu akzeptieren. Oder, um es anders zu sagen: zu lieben, was man tut, ob es nun etwas in Bewegung setzt oder nicht. Von den höchsten Menschen hat der indische Mystiker Vivekananda einmal gesagt: "Sie bringen keine Regung in die Welt. Sie sind ruhig, stumm und unbekannt (...)."                                        aus dem Essay: Malen ist lieben (12. Februar 1960)


im o.g. Buch verrät uns Henry  noch Folgendes: 

"(...) Wie stark der Einfluß eines anderen Künstlers in der eigenen Arbeit zu spüren ist, ist fraglich. Was beispielsweise mein Schreiben angeht, hat noch nie jemand erwähnt, daß Knut Hamsun einen gewaltigen Einfluß auf mich ausgeübt hat. Am liebsten hätte ich wie Hamsun schreiben wollen. (...) Auch ahnt ja niemand wie tief mich als Schriftsteller Vincent van Goghs Briefe an Theo berührt haben, ebenso wie niemand ahnt, wie oft ich bestimmte Passagen der Bibel, sowohl des Alten als auch des Neuen Testaments, gelesen und wieder gelesen und bedacht und freudig genossen habe (...)"                                                                       aus dem Essay: Male nach Herzenslust und stirb glücklich! (ca.1965)

und ebenso:

"(...) Um es klarzustellen: Das wenige, was ich über das Malen gelernt habe, rührt daher, daß ich die Gemälde anderer betrachtet habe. Ich habe keine formale Ausbildung, und in den wenigen Lektionen, die Malerfreunde mir gegeben haben, bin ich zu der Überzeugung gekommen, daß ich unfähig bin durch Unterweisung zu lernen, und daß ich es auf eigene Faust, mittels Versuch und Irrtum herausfinden muß. Mit anderen Worten, ich lerne beiläufig und nehme nur das auf, was ich gerade brauche (...)"                                                                                           aus dem Essay: Male nach Herzenslust und stirb glücklich! (ca.1965)   

                           

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