Mittwoch, 18. Dezember 2013

Patricia Highsmith #2 - Ein schöner Schatten

 

"Für mich malt Francis Bacon das gültige Bild dessen, was in der Welt geschieht. Die Menschheit erbricht sich in eine Toilettenschüssel, und man sieht ihr nacktes Hinterteil." Patricia Highsmith (1921-1995)

Kohlestift & Pastell -Charcoal & Pastel (ca. 30x20cm Graukarton)
In diesem Blog gibt es einfach keine "normalen", gut-bürgerlichen Frauen. Wobei für mich persönlich das sog. tägliche "Normale", der eigentliche Wahnsinn ist. Die erfolgreiche Psychothriller Autorin entdeckte ich erst vor wenigen Jahren auf denkbar harmlose Weise:
Patricia Highsmith lebte in ihrer zweiten Lebenshälfte - als Ergebnis enttäuschender Liebesbeziehungen - hauptsächlich alleine und zunehmend zurückgezogen. Als ständige Gesellschaft schätzte sie allerdings Katzen. In ihrem Fall waren es meistens Siamkatzen.
Die große Sympathie für Katzen ist etwas, was ich mit ihr gemeinsam habe.  

"Zum Schreiben drängt mich nicht das Gewissen, sondern nur die Unzufriedenheit mit der Welt, deshalb bin ich Schriftstellerin." Patricia Highsmith



Bei Krimis hatte mich noch nie so richtig interessiert, wer der Mörder gewesen ist, denn zu wissen, wer es war, weckt auch keine Toten mehr auf! 
Aber schon immer interessierte mich:  
Warum wird jemand (mit oft gut-bürgerlichem Hintergrund) zum Killer?!?  
Also nicht "Whodunit", sondern "Whydunit".

Genau diese Frage wird in Patricia Highsmiths Büchern thematisiert. Morde passieren eher nebenbei, als wirklich beabsichtigt und werden ebenso beiläufig zur Kenntnis genommen, aber wie es soweit gekommen ist, was in der Psyche, in den Gedanken und Gefühlen, den Leidenschaften der gekränkten Seelen des späteren Mörders oder der Möderin vorgeht, dies ist das Spannende in ihren Büchern. 

"Fast jeder Mensch in dieser Welt ist stolz auf seinen scharfen Verstand, seine Großherzigkeit, seine Freundlichkeit, seine Klugheit, in der irrealen Unverletzlichkeit seines Arbeitszimmers... aber jeder Mensch zieht seine Rüstung an, wenn er in die Welt hinausgeht, panzert sein Herz und sichert seinen Mund... Im Herzen jedes Menschen sitzen Einsamkeit und Scham und Stolz." 
Patricia Highsmith, Notiz 1940

Patricia Highsmith faszinierte sich schon als Jugendliche für das psychologisch Abnorme. Das Buch des Psychiaters Karl A. Memminger The Human Mind (1930), in welchem er "abweichendes Verhalten" beschreibt, hatte Patricia inspiriert:

"Wenn eine Forelle nach einer Fliege schnappt, dabei einen Angelhaken verschluckt und nicht mehr frei und ungehindert schwimmen kann, fängt sie an zu kämpfen, sie zappelt und spritzt und schafft es manchmal zu entkommen. Öfters allerdings wird sie mit der Situation nicht fertig.
Auf die gleiche Weise kämpft der Mensch gegen seine Umgebung und die Haken, die ihn gefangen halten. Manchmal meistert er seine Schwierigkeiten; manchmal wird er nicht mit ihnen fertig. Sein Kampf ist alles, was die Welt sieht, und für gewöhnlich missversteht sie ihn. Es ist schwer für einen freien Fisch zu verstehen, was mit einem Fisch geschieht, der am Haken hängt."     


Buchtipp:
Edith's Tagebuch, 1977 
Für dieses Buch stand sie 1991
auf der Vorschlagliste für den Literatur-Nobelpreis.
  


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